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Neuverordnung des Luftfahrtbundesamt verschärft Personalprobleme in der Frachtabfertigung

Kein Sicherheitsgewinn, unnötiger Mehraufwand

Frankfurt am Main, 29. November 2022

Ab 2023 setzt das Luftfahrtbundesamt neue Verordnungen durch, die Zutrittsregelungen für viele Luftfrachtunternehmen unnötig erschweren. Betroffen sind Luftfrachtabfertiger mit Status als Reglementierte Beauftragte: Entgegen der bisherigen und bewährten Praxis benötigen unternehmensfremde, aber betriebsnotwendige Personen – etwa Handwerker, Veterinäre oder Reinigungskräfte – für den Zugang zum Abfertigungsbereich künftig eine zusätzliche Schulung oder eine Begleitperson des Reglementierten Beauftragten. Damit droht eine zusätzliche Verschärfung der anhaltenden Personalengpässe im Abfertigungsbereich sowie mittelfristig die Abwanderung von Luftfrachtverkehren ins Ausland.

Gemäß Vorgabe des Luftfahrtbundesamts tritt die neue Regelung ab dem 01. Januar 2023 in Kraft. Die Anordnung beruht auf der EU-Verordnung EU-VO 2022/1174, deren Interpretation durch das LBA nach Einschätzung des VACAD praxisfremd ist und keinen Sicherheitsgewinn bringt: Die bald vorgeschriebenen Schulungsinhalte entsprechen denen des Personals der reglementierten Beauftragten. Da betriebsexterne Personen trotz Zugang zu entsprechenden Abfertigungsbereichen nicht in Sicherheitskontrollen eingebunden sind, finden die vom LBA angeordneten Schulungsinhalte in der Praxis keine Anwendung und sind überflüssig. Aus Sicht des VACAD ist ein hohes Maß an Sicherheit durch bereits angeordnete Pflicht-Schulungen für unternehmensfremde Personen sowie durch die Zuverlässigkeitsüberprüfung nach dem deutschen Luftsicherheitsgesetz gegeben.

Der bereits durch Personalmangel belasteten Luftfrachtabfertigung in Deutschland werden somit weitere bürokratische Hürden gestellt. Durch die Bereitstellung von Begleitpersonen sowie den Schulungsaufwand entsteht ein erheblicher Mehraufwand, der tief in die Betriebsabläufe eingreift. Eine damit verbundene Verschärfung der Personalengpässe in der Luftfrachtabfertigung hätte Auswirkungen auf die gesamte deutsche Wirtschaft. Als unverzichtbare Schnittstelle zwischen Luft- und Bodenverkehren stellen Luftfrachtabfertiger insbesondere den Import und Export zeiteiliger, empfindlicher oder hochwertiger Fracht sicher - beispielsweise sind dies Pharmazeutika, Maschinenbauteile oder Elektronik-Waren. Deutschen Flughäfen droht zudem eine Benachteiligung im europäischen Wettbewerb aufgrund der neuen LBA-Verordnung. Im Zuge von Abfertigungsstaus könnten Fluglinien und Spediteure ihre Frachtverkehre langfristig ins benachbarte Ausland umleiten.

„Es ist zu befürchten, dass im EU-Ausland die Verordnung EU-VO 2022/1174 erneut deutlich praxisnäher ausgelegt werden wird und deutsche Luftfrachtabfertiger nach Inkrafttreten der LBA-Neuverordnung benachteiligt sein werden", sagt Claus Wagner, Vorstandsvorsitzender des VACAD. „Da Luftfrachtabfertiger eine unverzichtbare Schnittstelle zwischen Boden- und Luftverkehren sind und damit Deutschlands Lieferketten an die Globalwirtschaft anbinden, erzeugt das LBA mit der überflüssigen Neuverordnungen nachteilige Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft. Die Luftfracht droht bei zunehmendem Personalengpass zum Flaschenhals auch für systemrelevante deutsche Lieferketten zu werden. Wir fordern das LBA dazu auf, die kommende Verordnung für die Zugangsregelungen von unternehmensexternen Personen bei Reglementieren Beauftragten noch vor Inkrafttreten zu überarbeiten und hierbei auch die betroffenen Luftfrachtunternehmen mit einzubinden“, sagt Wagner weiter.

Über VACAD e.V.

Der Verband der Air Cargo Abfertiger Deutschlands wurde 2007 gegründet. Mit Sitz in Frankfurt am Main zählt der Interessensverband 14 Mitglieder, die an fast allen Verkehrsflughäfen in Deutschland tätig sind. Zusätzlich zu Luftfrachtabfertigern zählen dazu auch Fluggesellschaften mit eigenen Abfertigungsstellen. Zusammengezählt schlugen alle Mitglieder 2021 mehr als 1.933.000 Tonnen Fracht um. Insgesamt werden mehr als 3100 Mitarbeiter beschäftigt. Wichtige Ziele des Verbandes sind Kommunikation mit Ministerien, Ämtern, anderen Organisation sowie Öffentlichkeitsarbeit. Ebenso liegt ein Fokus auf Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit Verbands- und Branchenmitgliedern.

Webseite: http://www.vacad.org/


Pressekontakt: Felix Stoffels
c/o Medienbüro am Reichstag
Reinhardtstr. 55
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E-Mail: felix.stoffels@mar-berlin.de Telefon: +49 30 2061 4130 43